Maria, die schmerzhafte Mutter

Hauptpatronin des Servitenordens

Fest am 15. September oder 3. Sonntag im September


Pietà im Servitinnenkloster von Montecchio Emilia von Flaminio Torri (um 1650)

Im Zusammenhang mit der Vorliebe des Mittelalters für die Betrachtung des Leidens Jesu entfaltete sich auch die Andacht zur schmerzhaften Muttergottes. Die ersten Vorstufen dieser Verehrung liegen im 12. Jahrhundert.

Wohl der erste Altar der schmerzhaften Gottesmutter wurde um 1221 im Kloster Schönau errichtet. Die Gründung unseres Ordens beinhaltete von Anfang an eine starke Hinwendung zur Verehrung der schmerzhaften Muttergottes. Seit der Gründungszeit sehen die Serviten ihren schwarzen Ordenshabit als ein geistliches Bekenntnis zur leidenden und mitleidenden Muttergottes.

Im 13. Jahrhundert entstand der Hymnus "Stabat Mater Dolorosa", der mit der Einführung des Festes Eingang in die Liturgie fand. Das Fest wurde 1423 auf einer Synode in Köln auf den Freitag nach dem 3. Ostersonntag festgesetzt.

Die erste Votivmesse der Sieben Schmerzen Mariens wurde den Serviten am 9. Juni 1668 gestattet, und am 9. August 1692 wurde die schmerzhafte Muttergottes zur Patronin des Ordens erklärt. Seit 1727 wurde dieses Fest am Freitag vor dem Palmsonntag gefeiert, am sogenannten "Schmerzensfreitag".

Unser Orden führte ein zweites Fest am 15. September ein, das Pius VII. als Dank für die Befreiung aus der Gefangenschaft Napoleons 1814 auf die ganze Kirche ausdehnte. Der neue Heiligenkalender reduzierte beide Feste zu dem am 15. September. Unser Orden behielt jedoch beide Feiern bei, den "Schmerzensfreitag" als Gedenktag "Maria unter dem Kreuz", und den 15. September als Hochfest der Schmerzensmutter.

Die Verehrung der schmerzhaften Muttergottes findet auch in der großen Zahl von Bruderschaften auf der ganzen Welt ihren Ausdruck, die sich dieser marianischen Spiritualität geweiht haben.

Pietà aus der ehem. Servitenkirche in Perugia, von Domenico Alfani (um 1555)

Unser Orden, in dem die Verehrung der Schmerzensmutter zu den großen geistlichen Wurzeln zählt, verbreitete vor allem den Sieben-Schmerzen-Rosenkranz, die sogenannte "Corona". Sie besteht aus sieben Gesätzchen der sieben Schmerzen Mariens; den Abschluß bilden drei "Ave Maria" zur Erinnerung an die Tränen Mariens.

Kunstgeschichtlicher Ausdruck dieser Frömmigkeit ist das "Vesperbild", die "Pietà": eine Darstellung des Leichnams Jesu in den Armen seiner Mutter. Eine andere Darstellung zeigt Maria mit einem oder sieben Schmerzensschwertern in der Brust, und zwar in Anlehnung an die Weissagung des greisen Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel, als er zu Maria sagte: "Dir aber wird ein Schwert durch die Seele dringen" (vgl. Lk 2,35).

In der Tradition bildete sich die folgende Siebenzahl der Schmerzen Mariens heraus:

  • Die Weissagung des greisen Simeon,
  • die Flucht nach Ägypten,
  • die dreitägige Suche Jesu im Tempel,
  • Maria am Kreuzweg Jesu,
  • Maria unter dem Kreuz Jesu,
  • Maria, die ihren toten Sohn in den Armen hält und
  • die Grablegung Jesu.

Darstellung der Schmerzhaften Mutter  in der Kiche zum hl. Martin in Senigallia (17. Jh., Schule des Tizian)

Wie jede Ordensgemeinschaft ihre besondere Gnadengabe in die Kirche einbringt, so haben die Serviten, deren weltkirchlicher Einfluß im Vergleich zu anderen Orden klein geblieben ist, in die Kirche die Verehrung der Schmerzensmutter eingebracht.

Wenn es heute auf der ganzen Welt so viele Kirchen mit dem Bild der Schmerzhaften Muttergottes gibt, wenn Michelangelos Pietà im römischen Petersdom unzählige Andächtige anzieht (s. Foto), dann ist dies nicht zuletzt auch Verdienst der marianischen Bewegung des Servitenordens. Michelangelo selbst kehrte oft in der Servitenkirche "Ss.ma Annunziata" von Florenz ein, in der die Verehrung der Schmerzhaften Mutter schon zu seiner Zeit besonders gepflegt wurde.

Unzähligen Menschen war und ist die Schmerzensmutter in Krieg, Leid und Not sichere Hoffnung, Zuflucht und Trost.

 

Gebet:

Gott, nach deinem Willen stand die Mutter bei ihrem am Kreuz erhöhten Sohn. Laß deine Kirche, die wie Maria Anteil am Leiden Christi hat, auch an der Herrlichkeit seiner Auferstehung teilnehmen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Aus den Konstitutionen des Servitenordens:

In unserem Leben streben wir nach dem Ideal, Christus in seiner vollendeten Gestalt darzustellen. Daher werden unsere Beziehungen zu den Geschöpfen nur von Frieden, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und aufbauender Liebe getragen sein.

Bei diesem Diensteinsatz soll die Gestalt Mariens zu Füßen des Kreuzes unser Leitbild sein. Da der Menschensohn noch immer in seinen Brüdern gekreuzigt ist, wollen wir, die Diener seiner Mutter, mit ihr zu Füßen der unzähligen Kreuze stehen, um Trost und erlösende Mitarbeit zu bringen.