Maria in den Konstitutionen der Serviten:

Die Verehrung Mariens

 

Die servitanische Familie: vereint unter dem Schutzmantel Mariens
Der Servitenorden betrachtet die Verehrung Mariens als sein geistliches Erbe und als bleibende Aufgabe. Die Entstehung des Ordens ist nämlich an eine volkseigene Bewegung der Marienverehrer gebunden. Gleichgesinnte Männer und Frauen bildeten ihre Gebetsgemeinschaften und trafen sich zu den festgesetzten Zeiten, um der Gottesmutter mit Lobliedern und Gebeten die Ehre gemeinsam zu erweisen. Deshalb nannte man die Mitglieder dieser Gebetsbruderschaften auch „Lobsänger“ (lat. laudesi).

Die ersten Serviten stammten aus einer solchen Bruderschaft, in der sie nicht nur durch ihre Liebe zur Gottesmutter verbunden waren, sondern auch durch die Werke der Barmherzigkeit, welche sie in ihrer Stadt Florenz taten, und nicht zuletzt durch die gegenseitige Freundschaft. Die Konstitutionen des Ordens haben diese Aspekte festgehalten: „Unsere Gemeinschaften sollen ein Zeugnis sein für die menschlichen und evangeliumgemäßen Werte, die in Maria verkörpert sind, sowie für die Verehrung, die die Kirche ihr erweist. Sie bringen ihre Marienliebe zum Ausdruck, indem sie aus den eigenen Formen unserer lebendigen Tradition schöpfen oder andere Formen schaffen, die Frucht eines erneuerten Mariendienstes sind“ (Konst. 7).

Zu den traditionellen Zeichen der Marienverehrung bei den Serviten gehören: Der Engelsgruß am Beginn der Gemeinschaftsübungen; das Marienlob der „Vigil der seligen Jungfrau“; die Weihe der Kirchen an Maria; feierliches Begehen der Marienfeste; das Gedächtnis Mariens am Samstag und am Ende jedes Tages (Konst. 6) und der tägliche Rosenkranz der Schmerzensmutter (Konst. 31d). Selbst der Professakt, durch den sich der Servit an den Orden bindet und zur Nachfolge Christi verpflichtet, wird als Ausdruck der Marienverehrung gesehen: „So gelobe ich Gott, dem Vater, (...) im Dienste und zu Ehren der seligen Jungfrau, unserer Herrin, Christus nachzufolgen“ (Konst. 143).

Sowohl in der Liturgie als auch in anderen Ausdrucksformen der Brüderlichkeit werden die wichtigsten liturgischen Feste Unserer Lieben Frau gefeiert, weiter die größeren marianischen Gedenktage der Ortskirche und die verschiedenen Gedenkfeiern der Schmerzhaften Jungfrau, die, einbezogen in die Sendung des leidenden Gottesknechtes, auch an seiner Verherrlichung teilhat (Konst. 27a). Der Hinweis auf die Beteiligung Mariens an der Sendung ihres Sohnes will uns teilweise die Frage beantworten, warum wir Maria überhaupt verehren. Wir verehren sie, weil sie des Lobes würdig ist. Ihre Lobeswürdigkeit besteht in ihrem Bewusstsein, dass „der Herr“ an ihr Großes getan hat und „sein Name“ heilig ist (Lk 1,49). Deshalb preist sie seine Größe (Lk 1,46ff); sie glaubt und befolgt, was „der Herr ihr sagen ließ“ (Lk 1,35.45). Mit dieser Haltung geht sie mit Jesus bis zum Kreuz. Mit ihr versammelt sich die Urkirche nach der Himmelfahrt Jesu zum Gebet in der Erwartung des verheißenen Schöpfergeistes (Apg 1,14; 2,1-4).

Maria ist von Gott auserwählt, mit ihm besonders verbunden und sie selbst bindet die anderen an Gott. Daher erweist ihr die Kirche unter den Heiligen eine vorrangige Verehrung (gr. hyperdoulia). Man merkt, dass der Gottesbezug zum Wesen der Marienverehrung gehört. In der Praxis ist es aber auch so, dass wir uns an Maria wenden, weil wir unsere Bedürfnisse und Nöte vor Augen haben und uns von ihr eine Hilfe erwarten. Unsere Marienverehrung ist dann mehr von einer „Ich-Bezogenheit“ als vom Gottesbezug geprägt. Aus diesem Grund halten es die Konstitutionen der Serviten für wichtig auf die „echte Marienverehrung“ hinzuweisen, in der sich der Diener Mariens üben muss, und zu der auch die Gläubigen geführt werden sollen (Konst. 161).

Ähnlich, wie es bei der Entstehung des Servitenordens war, gibt es auch in unserer Zeit Gruppen und Gemeinschaften, welche sich durch die Marienverehrung verbunden fühlen. In den Satzungen wird es zum Ausdruck gebracht, dass die Diener Mariens mit jenen Ordensfrauen und den Mitgliedern der Säkularinstitute, mit der „Servitanischen Laiengemeinschaft“ und den Laiengruppen, die mit ihnen die liebende Verehrung der Gottesmutter teilen, eine einzige Familie bilden (Konst. 305). Durch die Marienverehrung bildet sich also eine geistige Verwandtschaft, die nicht nur die einzelnen Personen und Gruppen verbindet, sondern auch etliche Glaubensgemeinschaften, die innerhalb des Christentums getrennte Wege gegangen sind.

fr. Fero M. Bachorík OSM