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Hymnen


Hier finden Sie einige Hymnen aus dem Stundengebet des Servitenordens. Es handelt sich dabei um ins Deutsche übertragene Texte des italienischen Servitenpaters und Schriftstellers P. Davide M. Turoldo.


"Wie war der Engel?"

Du junges Mädchen, wie war der Engel,
wie sprach er tief in dein Herz hinein?
War es die Stimme der alten Propheten,
die du vernommen im Buche des Bundes? 

Du Tochter Zion, Land in Erwartung,
du frischer Trieb aus dem Stamme des Königs,
dir entsprang der Baum voller Hoffnung,
das Heil und das Leben, geschenkt uns von Gott. 

Der Himmel sich öffnet weit über uns,
es senkt sich hernieder das göttliche Wort,
das ewig umhüllt unsre ganze Geschichte,
gesprochen vom Engel in unsere Zeit. 

Kinder Gottes sind wir für immer,
die Erde wird sein das Land unserer Hochzeit,
Tisch des Mahles und Saal des Festes,
wo Mensch und Gott sich innig umarmen. 

Gott, dem Dreieinen, Schöpfer und Heiland,
dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist,
danken wir freudig mit jubelndem Herzen
für die Erwählung der niedrigen Magd.


Maria Verkündigung (Detail); Francesco Vanni (1588); Servitenkirche Siena

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Maria, lebendige Wohnstatt des Wortes

Mutter, wir bitten, daß du uns bereitest,
Antwort zu geben dem Rufe des Herrn:
„Mir geschehe, wie du es gesagt.“ 

Laß Kirche uns sein als verläßliches Zeichen,
als mystischer Leib Christi des Herrn.
Auch wir werden tun, wie er uns gesagt. 

So erwarten wir hoffend das Wunder von Kana,
daß Tränen sich wandeln in Freude und Wein
und Wein uns werde zu Blut und Leben. 

Möge die Freude uns alle erfüllen,
und Christus neu leben in jedem von uns,
Anfang und Ende des Einklangs der Welt. 

Du bist, Maria, die Pforte zu Christus,
fruchtbarer Boden, der ihn gebiert,
du, die lebendige Wohnstatt des Wortes. 

Gott, dem Vater, dem Sohne, dem Geiste,
danken wir freudig mit jubelndem Herzen
für die Erwählung der niedrigen Magd.

 
Maria in guter Hoffnung; Vitale di Bologna (1355), Servitenkirche Bologna

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Maria des Magnificat; Battista di Vicenza (ca. 1375);
Servitenkloster Monte Berico in Vicenza
Mutter des Magnificat

Oh jungfräuliche Mutter, du bist die Liebe,
die kündet auf Erden den Tag des Herrn,
du, die Arche des neuen Bundes. 

Du bist, Maria, das verheißene Land,
das Bild der Herrschaft, die kommen wird,
du, die Wohnung des göttlichen Wortes. 

Du bist, oh Mutter, die Hoffnung der Menschen,
die Zeugin der ewigen Treue des Herrn,
du, das Zeichen der göttlichen Nähe.  

Du bist, oh Königin, Freude der Schöpfung,
würdiger Tempel des Heiligen Geistes,
du, der Lobpreis des neuen Volkes. 

„Die Mächtigen stürzt er vom Throne,
Niedrige und Arme hebt er empor,
Hungernde läßt er nicht leer ausgehn.“ 

Ja, es ist würdig, dir freudig zu danken
für die Erwählung der niedrigen Magd,
dir: dem Vater, dem Sohne, dem Geiste.

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Pietà im Kreuzgang der Servitenkirche in Innsbruck

Hast du ihn nicht wieder empfangen?

Wenige waren sie, fast ohne Stimme,
einem Flüstern gleich, seine Worte,
die er sprach: DAS Wort des Vaters,
Wort, durch das die Welt erschaffen. 

Doch in Maria hallten sie wider,
Steinen gleich, aufs Grabmal gefallen,
als sie, ihrem Sohne nah,
ihn leidend am Kreuze sah sterben . 

Frau, hast du nicht daran gedacht:
Wenn alles zur Fülle sich neigt,
dann wirst du ihn wieder empfangen,
um neu ihm das Leben zu schenken? 

Wer kann ermessen, ihr Frauen,
wie oft ihr die Kinder gebiert
im Herzen voll Bangen und Hoffen,
gleich ihr, der Mutter des Lebens. 

Maria, du bist wahrlich das Sinnbild
der Kirche, auf ewig berufen,
je neu das Leben zu schenken
als Mutter in Mitleid und Erbarmen. 

Oh Dreifaltigkeit, geheimnisvoll und selig,
wir preisen dich, denn du hast uns geschenkt
die Morgenröte der neuen Schöpfung,
Christus, das Licht und Heil der Welt!

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Sieben-Väter-Hymnus

Brüder für immer sind sie geworden,
ein Herz und eine Seele,
wie eine Traube am Weinstock,
gepflanzt auf dem Berge Senario. 

Des Berges schönste Zier waren sie,
drei Zelte schlugen sie auf,
Stätten des Lobes und Dankes,
und der Senario sang mit ihnen. 

So sehr hat die Liebe sie gezeichnet,
daß sie Zeichen wurden des lebendigen Christus:
Brüderlichkeit war der Schatz, den sie suchten,
der große Schatz, den der Welt sie schenkten. 

Frei zogen sie von Haus zu Haus,
wie einst die Mutter in den Bergen Judäas,
und gleich ihr nannten sie sich Diener:
„Uns geschehe nach Seinem Wort!“ 

Mit der Mutter, die führte und lenkte die Sieben,
wollen auch wir den Lobpreis dir singen,
denn Gnade läßt du uns finden und Freude,
dreifaltiger Gott, höchster Quell aller Liebe.


die hl. Sieben Väter auf dem Monte Senario, Ikone von Richard Charlwood (1983); Servite College, Western Australia