verfasst: im Jänner 2007

Tsunami-Hilfe in Indien

Eine (Zwischen-)Bilanz

Die Bilder von der schrecklichen Tsunami-Katastrophe nach Weihnachten 2004, die weite Teile der Küsten vieler südost-asiatischer Länder verwüstete, sind uns noch in lebendiger Erinnerung. Bei uns ist inzwischen jedoch schon längst wieder der Alltag eingekehrt. Für die Betroffenen und Hinterbliebenen der Opfer ist der Weg zurück in ein halbwegs geregeltes Leben jedoch ein langwieriger und beschwerlicher Prozess. Dank der vielen Spenden aus allen Ländern, in denen Serviten präsent sind, konnten die indischen Brüder in den Regionen, in denen sie wirken, unterschiedliche Hilfsprojekte starten.

Unmittelbar nach der Katastrophe galt die erste Sorge der direkten Hilfe und Versorgung der Betroffenen. Damals konnten 750 Familien mit Nahrung und Kleidung versorgt werden, für 350 Schüler und Studenten wurden neue Bücher, Hefte, Schreibutensilien usw. gekauft.

Wie uns fr. Susaimani, Vikar des indischen Vikariats, und fr. Sahayaraj, Koordinator des Serviten-Tsunami-Hilfeteams, berichten, konnten inzwischen jedoch auch langfristige Projekte verwirklicht werden. Bei seinem Besuch in den vergangenen Monaten November-Dezember konnte sich Generalprior fr. Angel M. Ruiz Garnica selbst ein Bild über den Fortgang der Hilfsprojekte machen.

In mehreren Dörfern werden von den Serviten Studienbörsen für insgesamt 9 Studenten aus betroffenen Familien finanziert. Die ersten Studenten konnten ihr Studium bereits erfolgreich beenden, andere stehen in diesem Jahr vor dem Abschluss. In einem Dorf musste die Unterstützung von Studenten abgebrochen werden, da wiederholt Fälle von Missbrauch der Gelder für die Studienbörsen bekannt geworden sind. In den Dörfern Pattinamchery und Tharangambadi wurde für 150 Schüler ein Zentrum für Nachhilfeunterricht organisiert.

Vikar fr. Susaimani (li.) und Generalprior fr. Angel M. überreichen einer Frau eine Nähmaschine
In Uyyalikkuppam, einem Dorf an der Küste, besuchte der Generalprior die Fischerfamilien, denen insgesamt 58 neue Fischernetze, 10 Holz- und ebenso viele Motorboote gekauft werden konnten, sodass sie heute wieder von der Fischerei leben können.

In diesem Dorf wurde für eine Gruppe von 17 jungen Frauen ein Nähkurs organisiert. In einer feierlichen Zeremonie überreichte der Generalprior den Frauen eine Urkunde über den erfolgreichen Abschluss des Kurses und konnte jeder von ihnen, zu deren großen Freude und Überraschung, eine eigene Nähmaschine schenken. Ein zweiter Nähkurs mit 22 Teilnehmerinnen hat bereits begonnen.

Weiters konnte hier durch die Spendengelder eine Trinkwasseraufbereitungsanlage errichtet werden.

In Veerapondy hingegen besichtigte der Generalprior das Bauareal, auf dem zur Zeit insgesamt 22 Kleinhäuser für Familien entstehen. Dabei wurde der Gast von den Menschen des Dorfes auf herzliche Weise begrüßt und mit traditionellen Gesten geehrt. Die Menschen baten den Generalprior, ihren Dank an die ganze Ordensfamilie weiterzuleiten.

In Veerapondy-Nagar hingegen konnte eine Wohnanlage, bestehend ebenso aus 22 Kleinfamilienhäusern, sowie zwei nach dem Tsunami renovierte Häuser feierlich gesegnet werden (s. Foto rechts).

In diesem Dorf leben vorwiegend Kleinbauern, deren küstennah gelegene Felder durch die Überflutung zerstört worden sind. Viele von ihnen verloren ihren ganzen Viehbestand. Dank der Spendengelder konnten für sie insgesamt 100 Ziegen angekauft werden, sodass sie inzwischen wieder einen bescheidenen Kleinviehbestand haben. Für eine Familie wurde ein Grundstück für die Errichtung eines eigenen Häuschens gekauft.

Die Segnung der neuen Häuser fand am 8. Dezember statt, bei dem das Dorf auch das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens feierte. So waren alle Dorfbewohner auf den Beinen, die Häuser waren festlich geschmückt. Anwesende Vertreter der Diözese Pondy-Cuddalore sowie der politischen Regierung der Region würdigten die Hilfsmaßnahmen unseres Ordens und unterstrichen im Besonderen die Tatsache, dass unsere Brüder die einzelnen Projekte nach ausführlichen Gesprächen und in enger Kooperation mit der betroffenen Bevölkerung durchgeführt hatten. Wieder wurde an den Generalprior die eindringliche Bitte geäußert, den Dank der Bevölkerung an alle Spender und Wohltäter weiterzuleiten.

Dieser Bitte möchten wir gerne entsprechen und allen Spendern in Österreich, Deutschland und Südtirol herzlich danken!