Ehemaliges Servitenkloster

"Maria Verkündigung" in der Rossau, Wien IX

Das Provinzkapitel der Tiroler Servitenprovinz im Februar 2009 hat sich mehrheitlich für die Schließung des Servitenklosters in Wien-Rossau ausgesprochen. Ausschlaggebend waren die zunehmend eingeschränkten personellen und finanziellen Möglichkeiten sowohl der Provinz als auch des Klosters in Wien.

Das Provinzkonsilium traf im April 2009 die definitive Entscheidung, das Kloster zu schließen. Diese Entscheidung wurde vom Generalkonsilium des Ordens in Rom bestätigt. Mit der Schließung des Konventes zum 31.08.2009 wurde auch die seelsorgliche Betreuung der Pfarre Rossau an die Erzdiözese zurückgegeben.

Erklärung zur Schließung des Servitenklosters in Wien

Die Erzdiözese Wien übernimmt nun Kirche, Pfarre und Kloster. Die Pfarre wird in vollem Umfang weitergeführt. Kardinal Christoph Schönborn hat P. Michel Harb CML von der "Kongregation der Libanesischen Maronitischen Missionare" per 1. September zum neuen Pfarrer ernannt. Der 34-jährige Ordensmann aus dem Libanon ist seit sechs Jahren in Wien - zuletzt am Stephansdom - als Seelsorger tätig. Er und drei Mitbrüder werden sich in Zukunft ausschließlich der Pfarre Rossau widmen. Wie der neue Pfarrer Michel Harb im "Kathpress"-Gespräch betont, sollen auch einige Feste der Serviten weiter begangen werden, allen voran das traditionelle Peregrinifest am 4. Mai. Die Verehrung des heilig gesprochenen Servitenpaters Peregrino Laziosi (1265-1345) hat in Wien eine fast 300-jährige Tradition.

Mit einem Dank-Gottesdienst am Sonntag, 30. August verabschiedete sich die Wiener Pfarre Rossau von den Serviten, die in der Rossau seit mehr als 350 Jahren wirkten und ihre Tätigkeit mit 31. August beendeten.

Dank des Wiener Erzbischofs Kardinal Schönborn

Zur Geschichte des Klosters

Nachdem ein erster Gründungsversuch des Ordens in Wien 1624 fehlgeschlagen war, gelang 1639 endlich die Gründung in der Kaiserstadt. Die Anfänge waren bescheiden: eine Holzkapelle und ein schlichtes Haus - "arm wie Bethlehem". 1651 wurde der Grundstein zur heutigen Servitenkirche gelegt, um die sich Feldherr Ottavio Piccolomini sehr verdient gemacht hat. Die ovale Einbindung der vier Kreuzarme war in Wien erstmalig und diente als Vorbild für andere Barockkirchen (Karlskirche). Das heutige Kloster wurde zum größten Teil erst nach der zweiten Türkenbelagerung Wiens (1683) erbaut. Die Kirche war dabei nicht beschädigt worden. Auch die beiden Weltkriege gingen an Haus und Kirche spurlos vorüber, sodass ein Brand des Kirchendaches 1917 und mehrere Hochwasser der damals noch nicht kanalisierten Donau zu registrieren sind.

Seit der Zeit der josefinischen Reform war der Gemeinschaft die Seelsorge der Pfarre Rossau anvertraut.



Die Verehrung des hl. Peregrin in Wien

Eine fast 300 jährige Tradition hat in der an die Wiener Servitenkirche angebauten "Peregrinikapelle" die Verehrung des heiligen Peregrin. Selbst wunderbar von Knochenkrebs geheilt, wird der Servit bei chronischen Krankheiten, Fußleiden, vor allem aber von Krebs- und AIDS-Kranken als Patron und Fürsprecher angerufen. Sein Fest ist am 4. Mai.


Kupferstich des Pereginialtars
in der Wiener Peregrinikapelle
Wohin immer wir Serviten gekommen sind, wir nahmen unsere Heiligen mit. Dies gilt noch einmal besonders vom heiligen Peregrin. So ist nicht nur Wien ein sprechendes Beispiel, Stätten seiner Verehrung finden sich in Manila genauso wie in Brasilien oder dem Swaziland.

Für einen Krebspatron braucht man eigentlich nicht die Werbetrommel rühren, ist doch fast jeder Dritte im Laufe seines Lebens einmal von einer Tumorerkrankung betroffen, für 20% kommt jede Hilfe zu spät. Und vielleicht sind es nicht einmal die spektakulären Heilungen, sondern Geschichten wie diese, die den heiligen Peregrin so beliebt machen. Da erzählt eine ältere Frau, dass sie Jahre Beinkrämpfe gehabt habe. Man habe sie durch die ganze medizinische Maschinerie gejagt, ohne etwas zu finden. Da hätte sie von einer Freundin den „Geheimtip“ erhalten. Sie sei in die Rossau gefahren und hätte in der Peregrinikapelle gebetet. Wie im Flug waren die Schmerzen weg. Seither kommt sie oft hierher, um zu danken und neu zu bitten. Interessantes Detail am Rande: Eine Darstellung des heiligen Peregrin findet sich auch in der altkatholischen Kirche von Krems - der Krebspatron also ein ökumenischer Heiliger.

Die heilende Kraft unseres Glaubens, auf die der heilige Peregrin ganz vertraut hat, ist leider eine weithin verschüttete Quelle. Wir wollen diese Quellen wieder freilegen und die Menschen zum unbedingten Gottvertrauen in Leid, Krankheit und Not einladen. An einem eigenen Schriftenstand gibt es ausreichend Schriften über den Krebspatron und auch die „Peregrini-Kipferl“, die seit über 200 Jahren nach einem Geheimrezept hergestellt werden, sind für die Wiener eine Wallfahrt wert.